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So unterstützen Sie Ihr Kind…

Aus Kroatien blicke ich wieder einmal gerührt auf meine Heimat Deutschland. Dem Wohle des deutschen Volkes verpflichtet fühlend, zeigt unsere Regierung, man kennt es nicht anders, auch ihre Fürsorge gegenüber den Kleinsten und Schwächsten der Gesellschaft. Unseren Kindern. So hat sich die Bundesregierung Gedanken darüber gemacht, wie wir unsere Kinder während der Corona-Pandemie bei ihren drängendsten Sorgen, nämlich dem Umgang mit Alltagsmasken und dem Einhalten der Hygieneregeln, unterstützen können und einen entsprechenden (digitalen) Flyer für Eltern und – natürlich – Erzieher herausgebracht. Sehr dankbar für diese Mühen und das Zeichen dieser Wertschätzung erlaube ich mir, die staatliche Handreichung um wenige Punkte zu ergänzen. Nun bin ich mit einer einst durchlaufenen Erzieherausbildung und der früheren Leitung eines Jugendtreffs natürlich kein Experte auf diesem Gebiet und nur Mutter zweier Kinder. Dennoch möchte ich meine Vorschläge mit Ihnen teilen, da sie vielleicht dem ein oder anderen dienlich sein könnten, heißt es doch in diesen Zeiten, besonders solidarisch zu sein.

 

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Flyer „So unterstützen Sie Ihr Kind…“ (Corona-Pandemie) der Bundesregierung
 
 

Nachfolgend meine laienhaften, bescheidenen, aber zum Wohle der Kinder gemeinten Ergänzungen:

So unterstützen Sie Ihr Kind…

… bei der Bewältigung der Trauer
(über eingeschränkte Kontakt- und Spielmöglichkeiten mit Freunden und Verwandten sowie über die neue Situation in Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen):

Schenken Sie Ihrem Kind, zusätzlich zu der Ihren, die ihm fehlende Nähe zu Freunden und Verwandten. Die Altersgenossen Ihres Kindes können Sie zwar nicht ersetzen, jedoch Interesse an der Welt Ihres Kindes zeigen, indem Sie auf Augenhöhe mit ihm kommunizieren und auch mal spielen. Versuchen Sie weiterhin, Kontakt zu seinen Freunden, auch über digitale Wege, herzustellen und beizubehalten. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass es nicht alleine ist und nehmen es einmal mehr als üblich in den Arm. Seien Sie verständnisvoller Ansprechpartner und trösten Sie Ihr Kind bei aufkommender Traurigkeit, Wut, Aggressionen und anderen emotionalen Ausnahmezuständen. Kreativität ist selbstverständlich eine gute Möglichkeit, seiner Gefühlswelt Ausdruck zu verleihen und diese zu verarbeiten. Lenken Sie jedoch hierbei auch auf die schönen und sehr wohl noch existenten Seiten des Lebens, anstatt die Pandemie ständig in den Vordergrund zu schieben. Erklären Sie Ihrem Kind, dass jeder Mensch eigene Ängste hat und dies auch in Ordnung ist, ebenso wie das Bedürfnis nach Nähe und dem ungehemmten Spielen mit Freunden. Niemand trägt Schuld an der Krankheit der anderen, es sei denn, man beeinträchtigt dessen Gesundheit vorsätzlich. Dazu zählt auch die eigene und die psychische. Vergessen Sie außerdem nicht: Lachen ist gesund! Auch in schlechten Zeiten. Auch über schlechte Zeiten. Jeder Mensch geht auf seine Art und Weise mit besonderen Situationen um. Machen Sie Ihrem Kind keine Vorhaltungen über ein vermeintlich falsches Verhalten auf eine Lage, die selbst uns Erwachsenen viel abverlangt.

… beim Abbau von Ängsten (um eine Ansteckung, um die Gesundheit naher Angehöriger oder das neue distanzierte und bedeckte Gesellschaftsbild):
Stellen Sie sich zunächst unbedingt selbst die Frage, wieviel Angst vor dem neuartigen Corona-Virus in Ihren Augen berechtigt ist. Dementsprechend können Sie mit Ihrem Kind altersgerecht darüber sprechen. Aussagen wie „tödliches Virus“ dürften für alle Altersklassen bei Kindern deplatziert sein, verwendeten wir solche in der Vergangenheit außerdem ebenso wenig für andere Viren, die ebenfalls tödlich sein können. Ebenfalls bei gesunden Menschen. Vermeiden Sie also dringend, mehr und mehr Angst zu schüren. Fragen Sie sich außerdem, ob es sinnvoll und gesund ist, Ihr Kind einer ständigen Angst durch Masken, Abstand und den Verzicht auf einen gewohnten Umgang mit seinen engsten Angehörigen auszusetzen. Ist eine stete präsente Angst um die eigene und die Gesundheit anderer kindgerecht? Wieviel Angst möchten Sie Ihrem Kind zumuten? Versuchen Sie, sich in die Lage und Gedankenwelt Ihres Kindes hineinzuversetzen. Soll Ihr Kind, egal welchen Alters, für die Gesundheit seiner Mitmenschen uneingeschränkt Sorge tragen müssen oder obliegt diese Aufgabe eher den Erwachsenen? Wieviel Verantwortung, wieviel Schuld möchten Sie auf Ihr Kind laden und trägt es tatsächlich Schuld, wenn es nach dem vergessenen Händewaschen seine Oma angesteckt hat? Mit welchen Viren auch immer? Muss Ihr Kind zum Lebensretter werden oder wünschen Sie auch Ihrem Kind eine gesunde Entwicklung? Wo sehen Sie Ihre Grenzen und die für Ihr eigenes Kind?

… bei der Stärkung seines Immunsystems:
Neben einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, frischer Luft und Bewegung spielt die Psyche ebenfalls eine wichtige Rolle zur Erhaltung der Gesundheit. Angst und Stress schwächen nachweislich das Immunsystem, ebenso wie ein fehlender Kontakt zu Viren und Bakterien. Wägen Sie für sich selbst und Ihr Kind die Notwendigkeit eines monatelangen „neuen Alltags“ im Hinblick auf eine Pandemie ab, die für die überwiegende Mehrheit der Menschen keinen tödlichen Ausgang bedeutet, erst recht nicht für Ihr Kind. Die seelischen Schäden hingegen könnten irreversibel sein, wenn Sie Ihr Kind weiterhin aus seiner Sicherheit heraus in eine Dauerpanik zwingen. Möchte seine Oma das? Oder Sie? Oder die Gesellschaft? Oder ist es nun eben die neue solidarische Verpflichtung auf Kosten Ihres Kindes? Und könnten zu Risikogruppen gehörende, selbstständig denkende Menschen nicht selbst für sich entscheiden, was sie möchten und was nicht? Ist das Aufgabe Ihres Kindes? Mit allen möglichen Konsequenzen?

… bei einem glücklichen Leben:
Ein glückliches Leben gründet nicht selten auf eine glückliche Kindheit. Zwänge zu sehr lebenseinschränkenden Maßnahmen über Monate hinweg können dies erheblich behindern, ebenso wie eine freie Entfaltung und das Heranwachsen zu selbstständig denkenden, auch hinterfragenden Persönlichkeiten. Das Glück Ihres Kindes liegt in Ihrer Hand, nicht in staatlicher. Einer liebenden Mutter ist bekanntlich nichts wichtiger als das Glück und die Gesundheit ihres Kindes. Zugleich ist einer liebenden Mutter wichtig, ihr Kind zu einem gesellschaftsfähigen und rücksichtsvollen Menschen heranzuziehen. Aber um jeden Preis? Das entscheiden Sie.

 
(Bildnachweis: Titelbild: Pexels; Flyer: Facebookseite der Bundesregierung)
 
 
 

Eine Flugreise in Zeiten von Corona

Ist die Angst vor einer Flugreise in Zeiten von Corona berechtigt oder eignet sich gerade diese Zeit besser denn je zum Verreisen? Und ist es überhaupt möglich, dem neuen Corona-Alltag zu entkommen und eine entspannte Auszeit zu nehmen? Anfang Juni habe ich einen der ersten wiederaufgenommenen Eurowings-Flüge vom Düsseldorfer Flughafen nach Split in Kroatien genommen und konnte diesen Fragen auf den Grund gehen.

Angekommen an einem fast menschenleeren Flughafen, stellte ich mir durchaus kurz die Frage, was ein Mund-Nasenschutz hier bewirken soll, verwarf diese aber sogleich wieder, um mich in das ungewohnte Flughafenambiente einzufinden. Anzeigen in Anzahl etwa eines Bruchteils vergangener Zeiten zierten unauffällig und einsam die vergleichsweise wuchtig wirkenden Abflugtafeln. Der überwiegende Teil der Passagiere schien aus familiären Gründen nach Kroatien reisen zu wollen. Kein üblicher Urlaubsflug also, wie man ihn einst kannte. Das Einchecken sowie die Sicherheitskontrolle verliefen aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln so lange, dass einem bereits hierbei klar war, dass ein pünktlicher Abflug unmöglich ist. Beim Check-in wollte man lediglich wissen, ob ich eine Unterkunft in Kroatien besitze oder gebucht habe und verlangte nach der Adresse. Die Sicherheitskontrolle machte hingegen den Eindruck einer Durchsuchung zahlreicher Schwerverbrecher, weshalb die Gesamtstimmung bereits hier zu kippen schien. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Das Boarding zog sich derart lange hin, dass die Bundespolizei ob einiger aufgebrachter Passagiere einschreiten musste. Zum einen brauchte es mehrere Busse, um alle Passagiere unter Einhaltung der geltenden Abstandsregelungen zum Flugzeug zu transferieren, zum anderen war der Flug sogar überbucht, was das Ärgernis der betroffenen Personen durchaus erklärte, deren Benehmen jedoch keinesfalls entschuldigte. Von leeren Bussen ging es also in einen voll besetzten Flieger. Nach erfolgtem Aussortieren des zu viel eingeladenen Gepäcks sowie einigen ermahnenden Worten des Kapitäns an ungehaltene Passagiere, hob der Flieger etwa zwei Stunden später als geplant ab. Die Kabinenbesatzung war überaus freundlich, geduldig, zuvorkommend und verständnisvoll und bemühte sich sichtlich um einen angenehmen Flug trotz aller Umstände. Äußerst professionell! Zwar findet derzeit kein gewöhnlicher Bordservice während eines Fluges statt, jedoch haben Sie durchaus die Möglichkeit, Wasser und einen kleinen Snack zu erwerben oder gar selbst mitgebrachte Speisen zu verzehren. Bei einem kurzen Flug also durchaus passabel. Während des Fluges bekam jeder Passagier eine sogenannte Aussteigekarte zum Ausfüllen ausgehändigt, dies übrigens unabhängig davon, ob Sie sich bereits online im jeweiligen Zielland als Gast angekündigt haben oder nicht. In dieser Karte müssen Sie Angaben zu Ihrem exakten Aufenthaltsort und eventuellen Mitreisenden machen, Ihren Sitzplatz und die Flugnummer notieren sowie Ihre eigenen Kontaktdaten und einen Notfallkontakt angeben. Die Aussteigekarten werden vom Bordpersonal noch während des Fluges zur Übergabe am Zielflughafen eingesammelt. Somit vergeht die Zeit sprichwörtlich wie im Flug.

Der im letzten Jahr neu fertiggestellte Flughafen Split empfing seine Passagiere ebenfalls mit leeren Hallen und wenigen Angestellten zur Abfertigung des noch sehr geringen Flugaufkommens. Gleich bei Verlassen des Flugzeuges erhielt ich eine SMS mit Informationen, welche Nummer ich im Krankheitsfall kontaktieren muss, um eine Ansteckung mit Corona ausschließen oder gegebenenfalls Kontakte nachverfolgen zu können, bei der Passkontrolle wurde ich nochmals nach meinem Aufenthaltsort und meinen Kontaktdaten gefragt. In einer fast geisterhaften Ankunftshalle erwartete mich einsam und allein mein Gepäck. Aufatmen ließ mich im wahrsten Sinne des Wortes das unbeschwerte Atmen ohne Maske, ist das Tragen einer solchen in Kroatien immerhin nicht verpflichtend. Hier setzt man auf die Einhaltung von Abstandsregeln und eine ordentliche Händehygiene. Desinfektionsmittel stehen allerorts zur Benutzung zur Verfügung. Eine Maßregelung für eventuell falsches Verhalten wie sie in Deutschland oftmals stattfindet, erleben Sie hier nicht. Stattdessen empfangen Sie freundliche und aufgeschlossene Menschen, ob am Mietwagenschalter, im Supermarkt, beim Spaziergang oder im Café. Den Menschen steht bei einem Aufeinandertreffen keine Panik ins Gesicht geschrieben. Ein durchaus erholsamer, wenn auch überraschender Effekt nach wochenlangem Social Distancing par excellence. Auch das Händeschütteln pflegt man in Kroatien wieder, ebenso wie den Grundschul- und Kindergartenkindern bereits wieder ein normaler Schulbetrieb ohne psychisch belastende Regelungen ermöglicht wird. Als Deutscher mag man sich zunächst vielleicht wie ein Alien oder zumindest verunsichert vorkommen, jedoch werden die gastfreundlichen Kroaten es Ihnen nicht übelnehmen, wenn Sie auch hier weiterhin Wert auf soziale Distanzierung legen. Man wird Sie verständnisvoll und herzlich aufnehmen.

Kroatien ist aus den letzten Jahren für seine überragenden Besucherrekorde bekannt. Überlaufene Städte werden Sie in diesem Corona-Jahr allerdings nicht sehen, schätze ich. Derzeit finden Sie absolut leere Strände, Bars und Straßen vor. Wie sonst außerhalb der Saison. Für den ein oder anderen sicherlich ein angenehmer Vorteil zur ruhigen und ungestörten Erkundung des Landes bei meistens bestem Wetter. Anders und ungewohnt ist es jedoch schon und zumindest ich gönne es jedem einzelnen von Herzen, schon bald wieder sein liebstes Reiseziel besuchen zu können. Auch der Tourismusbranche ist ein Aufschwung sehr zu wünschen. Ich selbst nutze meinen hiesigen Aufenthalt zur ungestörten Recherche und bin gespannt auf die weitere Entwicklung, auch hier in Kroatien. Soviel sei festzuhalten: Grund zur Angst vor einer Flugreise besteht aktuell in meinen Augen nicht. Bei einem achtsamen und rücksichtsvollen Umgang mit der Situation spielt Ihr Aufenthaltsort letztlich keine Rolle und ein Tapetenwechsel tut derzeit sicherlich jeder Seele gut. Jedoch sollten Sie für Ihre Reise Geduld und Zeit aufbringen und Ihre persönliche gesundheitliche Verfassung und andere individuelle Aspekte dabei berücksichtigen. Stehen diese Voraussetzungen gut, sollte Ihrem wohl verdienten Urlaub nichts im Wege stehen. Auch stehen die Chancen auf attraktive Schnäppchen derzeit nicht schlecht. Abschalten und Entspannen ist Ihnen an leeren, nicht überlaufenen Küsten gewiss, das Einhalten eines Mindestabstands somit ebenfalls gewährleistet. Durch Masken verdeckte Gesichter bleiben Ihnen in Kroatien zumindest weitestgehend erspart, ebenso wie panische und angsterfüllte Begegnungen mit anderen Menschen. Durchaus eine lohnenswerte und beruhigende Ablenkung in diesen Zeiten und ein kleines Stückchen Normalität. Ein Entkommen aus dem deutschen Corona-Alltag ist in Kroatien gegeben, der Wunsch nach Normalität vielleicht unsere neue Urlaubssehnsucht. „Sretan put“ wünsche ich Ihnen! Ganz gleich, wohin Ihre Reise auch geht.