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Halbzeit in Kroatien

Schimpfen Sie mich ruhig undankbar, liebe Leser, aber ich sage es Ihnen ganz ehrlich:

Ich bin so traurig, dass es in vier Wochen wieder zurück nach Deutschland geht. Mir ist klar, dass dies noch einmal fast so lange ist wie die Zeit, die ich bereits hier bin und dass sich die meisten von Ihnen aktuell wahrscheinlich wenigstens zwei Wochen im Süden wünschen würden. Aber es geht mir dabei nicht um Urlaubsgefühle, falls ich Ihre aufkommende Wut auf mich damit ein wenig senken kann. Ich fühle mich hier daheim! Auch verbringen wir die Zeit nicht wie im Urlaub und haben durchaus auch viele Tage, so wie heute, an denen außer Arbeit und für die Kinder auch mal alleinige Beschäftigung statt Strand oder sonstigem Amusement auf dem Plan steht. Ohnehin sind die Kinder quasi gezwungen, auch zu langen Städtetrips in praller Hitze mitzukommen. Aber was soll ich sagen, auch für sie ist Kroatien schon längst Normalität geworden oder wie mein Mann so schön sagt, „es ist nichts Besonderes mehr, hier zu sein“. Nicht, dass wir das Land und seine Menschen nicht schätzen, ganz im Gegenteil, hier ist eben Zuhause fühlen angesagt, mit Haushalt, Kinderwehwehchen, schlechter Laune, Ärgernissen, Müdigkeit und allem, was auch in Deutschland zum Alltag mal dazugehört. Jedoch mit der Extraportion Herz. Auch das Steigen in den Flieger fühlt sich inzwischen an wie der Einstieg in die Bahn, mit dem Unterschied, dass die angezeigten Ziele am Flughafen eher das Gefühl einer Verbundenheit zur weiten Welt aufkommen lassen.

Eigentlich ist es auch völlig egal, ob es sich um einen zweitägigen, zweiwöchigen oder zweimonatigen Aufenthalt handelt, mein Herz blutet immer schon bei Anreise, da ich weiß, es geht wieder zurück. Das ist übrigens auch der Punkt, der hinderlich dafür ist, möchte man etwa mal für einen längeren Zeitraum testen, ob das Leben in einem anderen Land für einen selbst taugt oder nicht. Der Gedanke, dass man wieder abreist, hält einen unbewusst in gewohnter Fremdenstarre, wenn auch nur bei Details, sei es beim Einkaufen, beim Tagesablauf oder einer amüsanten bis in die Verzweiflung treibenden Bürokratie. Das Leben in einem anderen Land ist anders als gewohnt und wirklich feststellen kann man seine eigene Tauglichkeit dazu erst, wenn man den Schritt tatsächlich gegangen ist.

Zumindest aber kann man eines bei einem längeren Aufenthalt im Ausland für sich herausfinden, nämlich die eigene Bereitschaft, sich in ein fremdes Land gut einzufügen, sei es über die Sprache, die dortigen Gepflogenheiten, ebenso die Bürokratie oder andere Sitten, die ein jedes Land so mit sich bringt. Ist man dazu nicht bereit, dann hat man die Frage der Auswanderungs-Tauglichkeit für sich schnell beantwortet.

 

Ich packe meinen Koffer

Meine Familie konnte es kaum glauben, als ich ihnen erzählt habe, wieviel Gepäck wir mit vier Personen für zwei Monate benötigen.

Es sind exakt ein großer Koffer und eine Reisetasche. Also soviel wie so manche Dame für einen Wochenendtrip für sich allein benötigt. So war ich ebenfalls mal unterwegs, aber mit den Jahren wird man doch an Erfahrungen reicher und weiß genau, was man auf Reisen braucht, oder besser, was man auf gar keinen Fall braucht. So spare ich mir inzwischen die vier bis fünf Paar Extraschuhe samt zugehöriger verschiedener Abendkleidchen für eventuelle festliche Dinner, die dort, wo ich bisher verweilte, ohnehin nicht stattfanden. Ich bevorzuge rustikale, gemütliche und authentische Speiselokale, in denen der Genuss kulinarischer Köstlichkeiten auch ohne fünf verschiedene Besteckvarianten, dafür aber als ordentliche Portion, gerne bei traditioneller Musik, serviert werden. Macht also schonmal eine ganze Ecke mehr Platz im Koffer. Weiterhin kann, gerade in den Sommermonaten, auf einen Haartrockner, ebenso wie dicke Schminke verzichtet werden. Bewohnen Sie eine Ferienwohnung, gehören außerdem Handtücher und Waschmaschine meist zur Ausstattung, sodass es auch nicht zwingend erforderlich ist, zwei Outfits pro Tag einzuplanen. Welche man doch in aller Regel ohnehin nicht trägt, machen wir uns nichts vor.

Ich habe diesen Gepäckwahnsinn irgendwann aufgegeben, da ich keine Lust mehr hatte, mich schon beim Packen derart zu stressen, dass ich dieses anhand einer Abhakliste vornehmen musste. Wozu? Man verreist vermutlich nicht zum Mond und kann sich am Reiseziel notfalls mit dringend geglaubten Dingen noch nachträglich eindecken. So führe ich ebenfalls keine Kosmetika wie Duschgels & Co. mit mir, sondern kaufe mir diese immer vor Ort und brauche sie auch dort auf, um bei der Heimreise keinen zusätzlichen Ballast mittragen zu müssen. Was denken Sie, wie herrlich viel Platz mir abzüglich dieser ganzen unnötigen Dinge im Koffer verbleibt? So reicht uns als Familie tatsächlich sogar für zwei Monate ein großer Reisekoffer für uns Erwachsene sowie eine Reisetasche für die Kinder, sogar mit Pampers und Feuchttüchern für die erste Zeit und natürlich einer umfangreichen Reiseapotheke bestückt. Kein Problem! Und je nachdem, mit welcher Airline Sie fliegen, sparen Sie mit weniger Gepäck sogar richtig viel Geld, auch, weil aus diesem Grund dann ebenso ein kleinerer und daher günstigerer Mietwagen ausreichend ist. Ein netter Nebeneffekt.

Und auch, wenn Sie ohne Kinder verreisen, liebe Damen, lassen Sie unbedingt wenigstens ein bisschen Platz in Ihrem Gepäckstück. Jedes „vergessene“ Teil rechtfertigt Ihr ein oder anderes spontanes Shopping unterwegs. Gewusst wie!

Kölle: Alaaf! Rusemondaach: Alaaf! Heimat: my love!

Die Karnevalshochburg Köln liegt von mir nur einen Katzensprung entfernt. Natürlich war ich schon oft in meinem Leben in der wunderschönen Domstadt am Rhein, so oft, dass ich es nicht zählen kann. Auch zu diversen Events hat es mich etliche Male dorthin gezogen, ob zu Konzerten, zum TakeThat-Stalking vor zig Hotels, zu zahlreichen TV-Sendungen, Komparsenjobs, Silvester, aufregenden Disconächten, spontanen Hotelübernachtungen nach gelungenen Partys oder natürlich auch an Karneval. Ja, ich bin durchaus ein Jeck, „met ’ner Pappnas jeboore“, wie die Höhner es so treffend singen. Als Kind tanzte ich in einer Garde, ging in einigen Rosenmontagszügen mit und war vom Teeniealter bis zum Mutterdasein selbstverständlich von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag zum Fiere unterwegs. Leider habe ich es dennoch bis heute nie geschafft, den Rosenmontag in Köln zu verbringen, obwohl ich es mir immer sehr gewünscht habe. Der Satz „Aber nächstes Jahr bin ich Rosenmontag auf jeden Fall in Kölle.“ fiel mehr als einmal in meinem Leben.

Heute ist es endlich so weit. Es ist Rosenmontag und ich bin auf dem Weg nach Köln. Jedoch nicht, um mich im karnevalistischen Getümmel am Zugwegrand warmzuschunkeln oder eine lustige Kneipentour zu machen. Mein heutiges Ziel übertrifft meine rheinländischen Rosenmontagssehnsüchte bei weitem und es ist das erste Mal, dass ich nicht ein wenig traurig bin, dem närrischen Treiben in der City nicht beizuwohnen. Stattdessen ruft der Flughafen. Vergangener Arbeitsort, Wohlfühloase schon und für immer.

Nach über einem Jahr geht`s für mich heute nämlich endlich mal wieder nach Hause! So fühlt es sich zumindest an, mit einem wohligen Kribbeln im Bauch und zu Tränen gerührter Vorfreude auf die lieben Menschen, die mich erwarten! Zeitgleich mischt sich – wie jedes Mal – auch schon jetzt der böse Abschiedsschmerz mit unter, wofür ich einzig und allein das Rückflugticket zur Verantwortung ziehe. Aber da dieses Jahr bereits weitere Heimatreisen geplant sind, beruhige ich mich minimal und freue mich tierisch, schon gleich in Kroatien zu sein.

Mein liebes Köln, Du bist mein treuer, bester Freund, für immer meine persönliche deutsche Hauptstadt. Heute aber ruft diejenige des Landes, an das ich mein Herz verloren habe, in dem ich vollkommen bin! Mit ’nem zweimol hätzlich „Kölle Alaaf“ un‘ nem übertreffenden „Kroatien, my love“ sach ich kurz Tschüss un‘ bis die Daach.

(Bildnachweis: Festkomitee Kölner Karneval)