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Gedenktag für die Corona-Verstorbenen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lud gestern zu einer nationalen Trauerfeier für die Corona-Verstorbenen in unserem Land ein.

Ich habe mir an einigen darüber berichtenden Stellen in den sozialen Medien die Reaktionen und Kommentare der Leser dazu durchgesehen. Mal abgesehen von deplatzierten Wut- und Lach-Emojis lässt sich konstatieren, dass eine nicht unerhebliche Menge der Menschen eine ordentliche Wut auf die Politiker zu haben scheint; die Bemerkungen zur gestrigen Veranstaltung jedenfalls sprachen für sich.

Nun schwirren mir ebenfalls etliche Gedanken zu dem Gedenktag im Kopf umher. Ich hätte Fragen zum einsamen Sterben, zu ausgesetzten Behandlungen, verschobenen Operationen, zur Wirtschaft, zur Zukunft, zum Schutz und zur Gesundheit unserer Kinder, zum Wohlbefinden im Allgemeinen, zu unserem tatsächlichen Miteinander und zu so vielem mehr.

Aber ich möchte innehalten und ich sage Ihnen, warum: Unter den zahlreichen, mitunter sehr aufgebrachten Kommentaren unter den jeweiligen Berichten zur Gedenkfeier fand ich einen – unter der Flut fast versteckt wirkenden – Beitrag eines Angehörigen, aus dem ich Ihnen gerne zitieren möchte.

„Meine Schwester starb an den Folgen einer Covid Infektion im Dezember mit 49 Jahren. Auch wir konnten uns nicht mehr von ihr verabschieden.“

Nachvollziehbar ließe sich der Inhalt des Kommentars bis hier hin gleich mit einigen Argumenten gegen diese Gedenkveranstaltung diskutieren. Weiter ging es jedoch mit der wirklich bedeutsamen Aussage des Verfassers:

„Vielleicht kann uns diese Gedenkfeier ein kleines bisschen in unserer Trauerarbeit helfen.“

Und genau da liegt der Punkt. Der Punkt, an dem Innehalten angebracht und pietätlose Emojis und Wutausbrüche unangebracht sind. Wenn die gestrige Trauerfeier auch nur einem Menschen geholfen und Kraft und Trost gespendet hat, so ist sie doch berechtigt. Egal, was der Einzelne davon halten mag. Wenn uns in unserer jetzigen Gesellschaft das Miteinander, die Solidarität, das Verständnis und die Empathie der anderen fehlt, so rechtfertigt das keineswegs einen ebensolchen rücksichtslosen Umgang mit unseren Mitmenschen. Das gilt in alle Richtungen. Wir sollten endlich wieder über alles miteinander diskutieren können, das wäre sehr zu begrüßen und überfällig. Aber manchmal – ja, manchmal – ist ein dezentes Klappehalten wirklich angebracht. Vor allem, wenn es um verstorbene und trauernde Menschen geht! Da zündet man in der Tat vielleicht besser einfach eine Kerze an. Das hat auch eine beruhigende Wirkung.

(Bildnachweis: Pexels)