Schlagwort-Archive: Heimat

Die Mauer muss weg!

Hach, Kroatien. Meine Heimat. Ja, ich fühle mich so dermaßen zuhause hier, dass mir die Worte zur exakten Beschreibung fehlen. Ich vermisse einfach nichts aus Deutschland.

Ich weiß, dass meine Familie hinter mir steht, letztlich auch diejenigen, die meine Gefühlswelt nicht im Ansatz nachvollziehen können. Das ist ok. Ich weiß, dass wir uns wiedersehen. Wann und wo auch immer. Aber ich trage Euch alle in meinem Herzen, das sei Euch gewiss!

Was ist hier anders? Was gefällt mir so hier, dass ich nicht mehr weg möchte und allein schon bei diesen Zeilen den Tränen so nahe bin, weil ich weiß, dass es erstmal bald zurück geht? Was ist da los? Wieso gehöre ich hier hin? Was macht mich da so sicher? Und ist mein Platz tatsächlich hier? Ich möchte versuchen, Ihnen meine Gedanken und Empfindungen zu schildern…

Wie einige von Ihnen aus meinen Texten wissen, hegte ich schon als Kind stets arges Fernweh. Ich fühlte mich immer, als stünde ich hinter einer Mauer, die so hoch ist, dass ich nur durch sehr hohe Sprünge einen ganz kurzen Blick auf die andere Seite erhaschen konnte. Jedoch nur so minimal, dass ich die Weite und Schönheit dieser Welt nur erahnen, oder besser: erträumen konnte. So träumte ich in der Tat schon mein ganzes Leben lang vor mich hin. Von Dingen wie Landschaften, Menschen, Freundschaften, Liebe. All das hatte ich. Eine schöne, geborgene und fröhliche Kindheit, ein gutes Umfeld, fantastische Natur und auch als kleines Mädchen schon die Chance, des Öfteren die Mauer  passieren zu dürfen. Warum dann so unvollständig, so rastlos, so einsam? Fragen, die meine Seele allein zu beantworten hatte. Ein langer Weg. Wertvoll. Schön. Quälend. Bitter. Und doch so notwendig. Ein Leben, auf das ich stolz und zufrieden zurückblicke. Auch auf die schlimmen Erfahrungen. Ich musste exakt diesen Weg gehen, um anzukommen. An meinem Ich. Meiner Seele.

Und ich habe das Ziel gefunden. Nicht erreicht, gefunden. Eigentlich hat es nicht mal mit Kroatien allein zu tun. Es ist viel mehr als das. Ich weiß bislang nur, dass es in Kroatien liegt. Ich kann Ihnen also versichern, mein innerstes Verlangen, diese Anziehung zu diesem Fleckchen Erde liegt viel tiefer als Sie vielleicht denken. Wahrscheinlich sind Sie der Meinung, dass ich spinne, das ist ok. Sie werden sich augenrollend oder meine Zeilen belächelnd zu sich sagen, „Natürlich, wer träumt nicht von einem Leben am Meer!?“. Aber ich muss Sie enttäuschen, es ist auch nicht das Meer, auch wenn ich es förmlich inhaliere, wenn ich hier bin. Und das im Geiste, nicht physisch. Volim moja more! Und dennoch brauche ich es nicht unmittelbar vor meinem Auge. Ebenso tief wie mein Seelenverlangen zu liegen scheint, liegt meine Anziehung in dieser meiner Heimat. Im Innersten. Dem Hinterland und den Menschen. Äußerlich betrachtet ist es die Ehrlichkeit der Menschen, deren Aura selbst bei den verlogensten von ihnen offenliegt. Sie sind authentisch. Sie leben. Und ich sehe sie. Ich fühle sie. Wir verschmelzen zu einer Harmonie, die wissenschaftlich nicht zu erklären ist. Und dennoch starte ich den Versuch einer Veranschaulichung, die mir nicht gelingen wird:

Starten wir in der jüngsten Vergangenheit, den letzten Monaten, geprägt von der weltweiten Krise. Täglich, ich betone das Wort täglich, habe ich ernstgemeinte, interessierte und besorgte Nachfragen aus Kroatien zu meinem und dem Befinden meiner Familie erhalten. Meine hiesigen Freunde sehen mich seit dem ersten Kontakt wirklich so, wie ich bin! Ein unbeschreiblich erleichterndes und glücklich machendes Gefühl! Ich blicke hier einigen Menschen in die Augen und sehe Zusammengehörigkeit. Im Umgang mit meinen Mitmenschen bin ich hier völlig entspannt, als bewegte ich mich ständig in meinen eigenen vier Wänden. Oftmals habe ich in Kroatien Begegnungen, bei denen meine verlorene Seele scheinbar erkennbar ist. Ebenso bestand mein erster Kontakt zu meiner Heimat Kroatien jedoch aus langen schmerzhaften Jahren der Angst und Schwäche. Aber auch das gehörte dazu und kann die feste Bindung, die ich zu meinem Ziel halte, niemals zerstören. Die derzeitigen zahlreichen Déjà-vu`s lassen mich spüren, dass ich auf der für mich richtigen Fährte bin.

Und meine Verbindung zu Deutschland? Ist ebenfalls eine sehr besondere, die ich in anderen Texten aufgeschrieben habe. Sie steht für sich.

Eine seltsame Sache möchte ich Ihnen zum Schluss gerne noch mitteilen. Normalerweise verhält es sich bei mir beim Schreiben so, dass mir ein Text zunächst durch den Kopf geht und ich gedanklich auch ziemlich schnell exakte Formulierungen finde, die ich dann gleich zu Papier bringe. Sortiert, zielstrebig, genau. Seit meinem nun längeren Aufenthalt „Zuhause“ allerdings gelingt es mir bereits zum zweiten Male nicht mehr. Eigentlich hatte ich mit diesen Zeilen einen gänzlich anderen Text zu einem völlig anderen Thema angedacht. Herausgekommen ist nun das. Es fühlt sich komisch an. Als schrieb jemand anderes für mich meine wahren Gedanken auf. Nicht, dass ich unzufrieden mit den Ergebnissen dieser beiden Male war. Aber ich muss gestehen, es irritiert mich ganz schön. Ich muss mich neu kennenlernen, jedoch bin ich kein neuer Mensch. Ich erfasse einfach langsam, wer ich wirklich bin. Und das möchte ich nicht mehr verlieren. Ich möchte mich nicht mehr verlieren. Und daher auch nicht zurück!

Halbzeit in Kroatien

Schimpfen Sie mich ruhig undankbar, liebe Leser, aber ich sage es Ihnen ganz ehrlich:

Ich bin so traurig, dass es in vier Wochen wieder zurück nach Deutschland geht. Mir ist klar, dass dies noch einmal fast so lange ist wie die Zeit, die ich bereits hier bin und dass sich die meisten von Ihnen aktuell wahrscheinlich wenigstens zwei Wochen im Süden wünschen würden. Aber es geht mir dabei nicht um Urlaubsgefühle, falls ich Ihre aufkommende Wut auf mich damit ein wenig senken kann. Ich fühle mich hier daheim! Auch verbringen wir die Zeit nicht wie im Urlaub und haben durchaus auch viele Tage, so wie heute, an denen außer Arbeit und für die Kinder auch mal alleinige Beschäftigung statt Strand oder sonstigem Amusement auf dem Plan steht. Ohnehin sind die Kinder quasi gezwungen, auch zu langen Städtetrips in praller Hitze mitzukommen. Aber was soll ich sagen, auch für sie ist Kroatien schon längst Normalität geworden oder wie mein Mann so schön sagt, „es ist nichts Besonderes mehr, hier zu sein“. Nicht, dass wir das Land und seine Menschen nicht schätzen, ganz im Gegenteil, hier ist eben Zuhause fühlen angesagt, mit Haushalt, Kinderwehwehchen, schlechter Laune, Ärgernissen, Müdigkeit und allem, was auch in Deutschland zum Alltag mal dazugehört. Jedoch mit der Extraportion Herz. Auch das Steigen in den Flieger fühlt sich inzwischen an wie der Einstieg in die Bahn, mit dem Unterschied, dass die angezeigten Ziele am Flughafen eher das Gefühl einer Verbundenheit zur weiten Welt aufkommen lassen.

Eigentlich ist es auch völlig egal, ob es sich um einen zweitägigen, zweiwöchigen oder zweimonatigen Aufenthalt handelt, mein Herz blutet immer schon bei Anreise, da ich weiß, es geht wieder zurück. Das ist übrigens auch der Punkt, der hinderlich dafür ist, möchte man etwa mal für einen längeren Zeitraum testen, ob das Leben in einem anderen Land für einen selbst taugt oder nicht. Der Gedanke, dass man wieder abreist, hält einen unbewusst in gewohnter Fremdenstarre, wenn auch nur bei Details, sei es beim Einkaufen, beim Tagesablauf oder einer amüsanten bis in die Verzweiflung treibenden Bürokratie. Das Leben in einem anderen Land ist anders als gewohnt und wirklich feststellen kann man seine eigene Tauglichkeit dazu erst, wenn man den Schritt tatsächlich gegangen ist.

Zumindest aber kann man eines bei einem längeren Aufenthalt im Ausland für sich herausfinden, nämlich die eigene Bereitschaft, sich in ein fremdes Land gut einzufügen, sei es über die Sprache, die dortigen Gepflogenheiten, ebenso die Bürokratie oder andere Sitten, die ein jedes Land so mit sich bringt. Ist man dazu nicht bereit, dann hat man die Frage der Auswanderungs-Tauglichkeit für sich schnell beantwortet.

 

Kölle: Alaaf! Rusemondaach: Alaaf! Heimat: my love!

Die Karnevalshochburg Köln liegt von mir nur einen Katzensprung entfernt. Natürlich war ich schon oft in meinem Leben in der wunderschönen Domstadt am Rhein, so oft, dass ich es nicht zählen kann. Auch zu diversen Events hat es mich etliche Male dorthin gezogen, ob zu Konzerten, zum TakeThat-Stalking vor zig Hotels, zu zahlreichen TV-Sendungen, Komparsenjobs, Silvester, aufregenden Disconächten, spontanen Hotelübernachtungen nach gelungenen Partys oder natürlich auch an Karneval. Ja, ich bin durchaus ein Jeck, „met ’ner Pappnas jeboore“, wie die Höhner es so treffend singen. Als Kind tanzte ich in einer Garde, ging in einigen Rosenmontagszügen mit und war vom Teeniealter bis zum Mutterdasein selbstverständlich von Weiberfastnacht bis Veilchendienstag zum Fiere unterwegs. Leider habe ich es dennoch bis heute nie geschafft, den Rosenmontag in Köln zu verbringen, obwohl ich es mir immer sehr gewünscht habe. Der Satz „Aber nächstes Jahr bin ich Rosenmontag auf jeden Fall in Kölle.“ fiel mehr als einmal in meinem Leben.

Heute ist es endlich so weit. Es ist Rosenmontag und ich bin auf dem Weg nach Köln. Jedoch nicht, um mich im karnevalistischen Getümmel am Zugwegrand warmzuschunkeln oder eine lustige Kneipentour zu machen. Mein heutiges Ziel übertrifft meine rheinländischen Rosenmontagssehnsüchte bei weitem und es ist das erste Mal, dass ich nicht ein wenig traurig bin, dem närrischen Treiben in der City nicht beizuwohnen. Stattdessen ruft der Flughafen. Vergangener Arbeitsort, Wohlfühloase schon und für immer.

Nach über einem Jahr geht`s für mich heute nämlich endlich mal wieder nach Hause! So fühlt es sich zumindest an, mit einem wohligen Kribbeln im Bauch und zu Tränen gerührter Vorfreude auf die lieben Menschen, die mich erwarten! Zeitgleich mischt sich – wie jedes Mal – auch schon jetzt der böse Abschiedsschmerz mit unter, wofür ich einzig und allein das Rückflugticket zur Verantwortung ziehe. Aber da dieses Jahr bereits weitere Heimatreisen geplant sind, beruhige ich mich minimal und freue mich tierisch, schon gleich in Kroatien zu sein.

Mein liebes Köln, Du bist mein treuer, bester Freund, für immer meine persönliche deutsche Hauptstadt. Heute aber ruft diejenige des Landes, an das ich mein Herz verloren habe, in dem ich vollkommen bin! Mit ’nem zweimol hätzlich „Kölle Alaaf“ un‘ nem übertreffenden „Kroatien, my love“ sach ich kurz Tschüss un‘ bis die Daach.

(Bildnachweis: Festkomitee Kölner Karneval)

Kribbeln im Bauch oder: Alte Liebe rostet nicht

Dieses flatternde Gefühl in der Magengegend, vor purer Aufregung, Glück, der wahren Liebe, ja… ist es nicht schön, wenn nicht das schönste auf der Welt? Allein schon die Vorfreude, wenn das nächste Date mit der großen Flamme ansteht, lässt sich in Worten kaum beschreiben. Ein Gefühl eben.

Was soll man anziehen? Was nimmt man mit? Wird es wieder genauso wundervoll sein wie beim letzten Mal? Alles Fragen, die eine frische Liebe beschäftigen. Am liebsten möchte man die Zeit anhalten und diesen einzigartigen Glückszustand für immer genießen.

Wird die Liebe auch dem Alltag standhalten? Wird sie zur Gewohnheit werden oder wird man den Funken der Liebe auch mit der Zeit noch zu schätzen wissen? Bei der großen Liebe ist man sich dieser Dinge im Vorfeld schon sicher: In guten wie in schlechten Zeiten!

Kroatien – my love!