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Ich weiß alles

Ich weiß alles, was ich wissen muss, um zu wissen, was ich will. Und ich weiß alles, was ich wissen muss, um zu wissen, was ich nicht mehr will. Es ist ganz einfach, liebe Leser, Auch Sie wissen vermutlich alles. Alles, was Sie wissen müssen. Das Wissen anzuwenden, ist die Kunst, nicht, es zu besitzen.

Selten hatte man im Leben wahrscheinlich so oft die Chance, über Sinn und Unsinn ausgiebig nachzudenken, wie in den vergangenen zwei Jahren. Und nicht selten kam man sich an bestimmten Punkten wahrscheinlich schon etwas wahnsinnig vor, ob der erschütternden Erkenntnisse, die solche Grübeleien so mit sich bringen können. Doch je erschütternder die Erkenntnis, desto klarer sind Sie vermutlich bei Verstand. So zumindest meine Erfahrung. Nur was bringt einem Klarheit, wenn um einen herum alles in Scherben liegt, mögen Sie sich fragen. Nun – Wissen. Darüber, ob sich das Zusammenkleben noch lohnt, ob es nur noch eines Besens bedarf oder man gleich mit entschlossenen Schritten über den klirrenden und knirschenden Haufen hinwegschreiten sollte.

Nach cholerischen Versuchen des Klebens und Richtens habe ich persönlich mich für letzteren Schritt entschieden, dem Besen dabei noch einen Tritt verpasst, waren die verletzenden Scherben die Mühe einfach nicht wert. Einst waren sie schön und glänzten verführerisch, dass es verzückte, statt blendete. Nach einer Weile im Schatten wird der Blick jedoch klarer. Von Schönheit keine Spur. So mache ich mich auf, mit eigenen Spuren, die sind, wie sie sind.

Es sticht und brennt unter meinen Sohlen, aber ich schreite hinfort. Hinein in eine Umgebung ohne Scherben, ohne Besen, ohne Kleber, Geräusche und Nichtwissen. Denn ich weiß alles. Alles, was ich wissen muss.

(Bildnachweis: Pexels)

Die Reise beginnt…

Ich höre die großen Regentropfen gegen die Fenster prasseln und von den Dächern plätschern. Sonst ist Stille.

Wieder schaue ich meinem Leben von der Seite aus zu. Diesmal aber wirkt es, als stünde ich am Bahngleis und der Schnellzug meines Lebens sauste nur so an mir vorbei. Aufspringen geht nicht mehr und auch die Notbremse erreiche ich nicht, noch jemanden, der sie für mich ziehen könnte. Es sieht schlecht aus. In ausweglosen Situationen bleibt nur das Handeln. Keine Zeit, groß nachzudenken. Da zählen Bauchgefühl, Gottvertrauen und Entschlossenheit.

Der rasende Zug wird anhalten müssen. An jeder Station. Sodass ich aufbreche, ihn einzuholen. Nicht hastend, entschlossen. Mit dem nötigsten Gepäck auf eine Route, bei der ich mich auf Umleitungen einstelle.

Es scheint ein Wagnis, denn zwar weiß ich das Ziel, nicht aber, was mich dort erwartet. Es wird auf mich selbst ankommen. Nichts Neues im Leben. Neu diesmal nur, es einfangen zu müssen, wenn ich es leben will. Der jetzige Bahnhof wird abgebaut, liegt bald in Trümmern. Ich muss also los. Jetzt. Auch, wenn andere zurückbleiben.

(Bildnachweis: Pexels)