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Blackout 2021 – ein Jahresrückblick

„Weißt Du noch? Das war cool! … Ach nee, das war ja 2020, nicht letztes Jahr.“ So geht es mir ausnahmslos, versuche ich, ans vergangene Jahr zurückzudenken. Schon währenddessen konnte ich es nicht mehr wahrnehmen. Es ging gefühlt nur um Absagen, Pseudoanimation für die Kinder, irgendwie durchhalten und daneben der ganze andere Quatsch. Alles pandemiebedingt. Und als wäre das nicht  genug, gesellten sich obendrauf noch sehr schmerzliche zwischenmenschliche Erfahrungen, auf die ich einerseits gerne verzichtet hätte, sie andererseits aber für meine weitere Zukunft gut abspeichern werde. Hinter einer Abriegelung, die nur schwer zu durchbrechen sein wird. Den Schutz setze ich mir selbst. Aus Eigenverantwortung für mein Leben.

Das Jahr 2021 war ein Jahr, das unaufhaltsam an mir vorbeigezogen ist. Und doch hat es deutliche Spuren hinterlassen. Es ist wie damals, als ich schon einmal in großer Gefahr war. Dieses Mal sogar noch schlimmer. Wahrscheinlich aufgrund dieser Vorbelastungen. Vulnerabel, eindeutig.

Diese aus empfundenem Verharren in Warteposition entstandene Leere versucht sich gewaltsam zu füllen mit negativen Gefühlen, die ich nicht haben will. Aus Erfahrung jedoch weiß ich, dass sie mein einziger Rettungsanker hier raus sind. Ich werde mich darauf einlassen müssen. In eine befürchtete Sackgasse, für die ich gesundheitlich zu schwach bin. Den Weg heraus selbst zu schaufeln, wird der größte Kraftakt meines bisherigen Lebens sein. So ganz ohne helfende Hände und Werkzeug. Da heißt es, sich die Hände schmutzig zu machen. Nicht, dass ich mir dafür jemals zu schade gewesen wäre. Allein die Verfassung lässt mich verängstigt auf diesen bedrohlich wirkenden Berg blicken. Aber ich weiß, was dahinter liegt. Und ich möchte es sehen – und fühlen. Und leben.

Pseudo-Freiheit

Äußere Umstände führten heute dazu, dass ich mit meinen Kindern eine 3G-Einrichtung besuchte. Es ging spontan ins Kino.

Unabhängig meines G-Status habe ich sämtliche Veranstaltungen und Lokalitäten, in denen in meinen Augen unsinnige bis diskriminierende Maßnahmen vorherrschen, bislang seit Beginn der Krise gemieden. Nicht einmal in Restaurants bin ich gegangen, da ich mich extrem veräppelt fühle, mich dort mit Maske zum Tisch bewegen zu müssen, um dann an diesem etwa zwei Stunden zig Aerosole einatmend zu sitzen, als wäre nichts. Manche Dinge sind mir einfach zu blöd und ich brauche sie nicht um jeden Preis. Vor allem nicht, wenn ich mich verarscht fühle. Nun denn, den Sinn und Unsinn der Maßnahmen könnte man ewig diskutieren, dies also nur kurz zum Hintergrund meines persönlichen Umgangs mit allerlei Freizeitangeboten.

Eines davon, das Kino, nutzte ich heute also, um meinen Kindern eine Freude zu bereiten. Selbstlos und ohne weitere Hintergedanken. Die sollten sich mir erst später aufdrängen. Das Kino war meiner Meinung genauso schlecht besucht wie schon vor Corona, diesmal jedoch mit dem Unterschied, dass alle Anwesenden in irgendeiner Form einen Freiheitspass vorweisen konnten, ob erspritzt, erkrankt oder erkauft – unerheblich. Die Besucher schienen allesamt einfach ihren Kindern ein kleines Abenteuer ermöglichen zu wollen. Dass man trotz seines gesetzlich einwandfreien und zertifizierten  Gesundheitszustandes dennoch nur mit Maske und Abstand zu Fremden zum Sitzplatz schreiten durfte, reihen wir der Einfachheit halber mal beim diversen Maßnahmen-Schwachsinn ein. Wie gesagt, ich mag es nicht wirklich, wenn man mich für dumm verkauft, aber gut – es ging um die Kinder. Und die hatten allesamt Freude bei einem lustigen Film! Und ja, es war auch nett, ihnen mal wieder etwas aus alten Zeiten ermöglichen zu können. Diese Tatsache war selbst für sie aufregender als der Film an sich.

Eigentlich, sollte man meinen, müsste ich als Mutter nun einfach erfreut über einen schönen Nachmittag mit meinen Kindern sein und die schönen Momente dieses Ausflugs liebevoll lächelnd Revue passieren lassen. Das tue ich. Und zeitgleich denke ich darüber nach, wie vielen Menschen das aktuell immer noch nicht möglich ist und das macht mich – abseits der eigenen Freude – rasend. Wütend. Ich frage mich ernsthaft, welche schlüssige Erklärung es dafür gibt, dass selbst bei der 3G-Option zahlreiche Menschen vom Leben ausgeschlossen werden. Mit welchem Recht? Mit welcher Begründung? Sicherheitsgründe sind es nicht, wenn man davon ausgeht, dass die meisten Besucher wahrscheinlich ungetestet und somit potenzielle Überträger waren. Von welchen Krankheiten auch immer. Was sonst als Erpressung zur Impfung soll dieses 2G- und 3G-Modell sein? Mal abgesehen davon, dass es nach meinem Geschmack nichts mit Freiheit zu tun hat, bald überall im Alltag seinen „Gesundheitsstatus“ vorweisen und dennoch überall Maske tragen zu müssen. Was für eine Farce! Gewiss keine Freiheit. Die habe ich persönlich dann doch eher beim Boykott dieses Kasperletheaters. Die Freiheit des Herzens und des Verstands.

(Bildnachweis: Pexels)

Das Spiel des Lebens

Hier und dort sammelt man Vorschläge für ungeimpfte Menschen, wie sie auch ohne Gesundheitsnachweis ihre Freizeit gestalten können, also Alternativen zu Kino, Restaurant & Co. Auch, wenn jeder von uns in den letzten Monaten sicherlich neue Wege der Beschäftigung für sich entdeckt hat, ist das Zusammentragen von Ideen für eine Abwechslung gewiss hilfreich. Jedoch sind wir inzwischen in völlig anderen Sphären angekommen, in denen es längst nicht mehr um die popelige Freizeitgestaltung als vielmehr um die Existenz eines jeden geht. Der Druck auf ungeimpfte Personen zieht seine Kreise im Beruf, unter Kindern und mittlerweile auch in der Versorgung, blicken wir etwa auf die Zugangsvoraussetzungen einiger Arztpraxen oder auf die neuen Möglichkeiten der Diskriminierung in Hessen.

Die Frage ist also nicht mehr, wie man sich am besten die Zeit vertreibt, bis der Spuk endlich vorbei ist, allmählich sollte sich jeder unabhängig seines Gesundheits- bzw. Impfstatus lieber die Frage stellen, bis wohin er die Ausgrenzung anderer Menschen noch mitträgt. Trage ich sie überhaupt mit? Und wie beende ich den Wahnsinn?

Selbst der Doppelt-Geimpfte bangt inzwischen um seinen privilegierten Übergangsstatus. Bis dieser nämlich abgelaufen ist. Und dann? Dritte Spritze? Vierte Spritze? Um die Grundrechte aufrechtzuerhalten oder besser das, was davon noch übrig geblieben ist?

Wie möchten Sie künftig Ihr Leben gestalten? Möchten Sie überhaupt noch leben oder richten Sie weiterhin alles nach einem Virus aus, das auch durch den zehnten Booster nicht schwinden wird? Beurteilen Sie Ihre Mitmenschen nach ihrem Corona-Impfstatus oder konsequenterweise auch nach deren weiteren persönlichen Gesundheitsvorkehrungen? Gehen Sie in sich und spinnen Sie das Spiel doch einmal weiter. Wo wird es enden? Wird es überhaupt enden? Und wenn ja, wer kann es Ihrer Meinung nach beenden? Ich verrate es Ihnen: Es sind die Mitspieler, die den Ausgang des Spiels in der Hand haben. Einzig und allein die Mitspieler. Diese können übrigens aus diesem „freiwilligen“ Spiel auch aussteigen. Alleine spielt es sich nämlich denkbar schlecht.

Denken Sie darüber nach. Denken Sie selbst. Spielen Sie fair, aber trauen Sie niemandem. Denn mindestens einer verarscht beim Spielen immer.

(Bildnachweis: Pexels)

Zeitverschwendung? Nicht mehr mit mir!

Es gibt so Momente, da wird einem schlagartig alles bewusst. Da reichen ein paar Sekunden, um lebenswichtige Entscheidungen zu treffen.

Solche Momente häufen sich bei mir. Und ich warte ehrlich gesagt schon auf die nächsten. Momente, in denen ich sagen kann, „Nein, nicht mit mir!“. Ich bin an einem Punkt im Leben angekommen, an dem ich für mich entschieden habe, mir meine Zeit nicht mehr stehlen zu lassen. Von niemandem. Von niemandem, der es nicht ehrlich mit mir meint und die Frechheit besitzt, mir meine wertvolle Lebenszeit zu nehmen. Nein! Das mache ich nicht mehr!

Auslöser soeben war ein Meer von Kinderkotze neben meinem Arbeitsplatz, der heute das Sofa war. Den Tag über war es dauerhaftes Kindergeschrei und Prügeleien zwischen ihnen, sodass ich alle paar Minuten zur Unterbrechung meiner Arbeit gezwungen war. Homeoffice? Habe ich immer. Nicht erst seit Corona. Da hört man als arbeitende Mutter also gerne so Sätze wie „Du hast es gut, bist ja eh zuhause!“. Ja, das ist praktisch, falls die Kinder mal krank oder die Einrichtungen mal wieder geschlossen sind, die Kinder vor Coronamaßnahmen gerettet werden müssen oder, oder, oder. Krankentage kann ich mir als Selbstständige jedoch nicht nehmen. Die Zeit, die ich nicht zum Arbeiten komme, verdiene ich auch nichts. So einfach ist das. Praktisch, gell?

Da tropft und ergießt sich neben meiner Arbeit, die gefühlt 25 Stunden täglich stattfindet, also Kinderkotze über Kind, Couch und natürlich mich. Das ist toll. Duschen, umziehen, Zähne und Möbel putzen, trösten, kuscheln….. wo war ich eigentlich dran? Ok, dann erst dieser Text. Der ebenfalls raus muss, da ich sonst platze. Warum? Nein, nicht wegen meiner Kinder, bei denen ich übrigens tatsächlich froh bin, dass ich jederzeit für sie da sein kann und mich deswegen genau für diese freie Arbeit entschieden habe. Es geht um das ganze Drumherum, das ich mit jedem Tag, den ich älter werde, nicht mehr ertrage.

Es geht mir um Menschen, die meine Zeit verschwenden. Meine wertvolle Zeit. Die mich heute einmal mehr verärgert haben. Die sich entweder über ihre Frechheit gar nicht bewusst sind oder denen ich einfach scheiß egal bin. Ich tippe auf beides. Aber es gibt sie. Menschen, die aufgrund ihrer eigenen Probleme, die sie verdrängen, anderen Menschen die Zeit stehlen, ihre Gutmütigkeit ausnutzen, ihre Ehrlichkeit nicht schätzen. Über deren Gründe nachzudenken treibt einen übrigens genauso in den Wahnsinn wie die Gedanken über das Universum. Also lasse ich es. Die können mich mal! Ein für alle mal.

Ich bin Eigenständigkeit und Alleinsein gewohnt und besitze somit die wunderbare Freiheit, eigentlich auf nur wenige Menschen Rücksicht nehmen zu müssen. Warum ich mich also immer wieder dazu gedrängt fühle, weiß ich nicht so ganz. Es wäre unnötig. Und die Kotze war das perfekte Signal und Symbol dafür.

(Bildnachweis: Pexels)

Die Gedanken sind frei

Samstag Morgen. Ok, fast Mittag, aber ich fühle mich wie kurz nach dem Aufwachen. Schlapp, müde, die Augen halb zugekniffen, die Knochen lahm. Eigentlich fühle ich mich derzeit ständig so. Im Grunde genommen würde ich also besser liegen bleiben und einfach schlafen. Kraft sammeln auf dalmatinische Art.

Nach diesem herbstlichen Sommer mit Dauerregen und Softshelljacken bin ich alles andere als gestärkt für den kommenden Herbst. Blass, überarbeitet und zusätzlich von tausend Baustellen belästigt, von denen eine natürlich drängender als die andere ist. Aber es hilft nichts, ich kann sie nicht wegzaubern. Frei nach Merkel sind sie jetzt nun mal da. Kurzum: Ich fühle mich wie die Corona-Vulnerablen. Ganz ohne diese verhöhnen zu wollen, das dürfen Sie mir glauben.

Mein Immunsystem ist meiner Meinung nach absolut nicht vorbereitet auf die kalte Jahreszeit und leider sehe ich derzeit auch keine Möglichkeit, es groß zu stärken. Orahovac is‘ auch alle und ziemt sich in Deutschland um diese Uhrzeit nicht. Spontanen Peka-Treffen stehen irgendwelche 2-3-was-weiß-ich-G’s, Ängste, steigende Zahlen und sonstige Unsicherheiten im Wege, sodass man sie lieber auf „die Zeit danach“ vertagt. Das Leben lässt sich schließlich wunderbar pausieren, wir haben ja genug davon. Was einem Autoren da bleibt, ist seine größte Stärke – die Gedanken. Nun, die hat natürlich jeder, jedoch besteht sie beim Autoren darin, sie pointiert zu Papier zu bringen und sie als Hilfestellung festzuhalten. Wenn nicht für die chaotische Jetzt-Welt, in der alle miteinander schreien und Selbstgespräche einem oftmals sinniger erscheinen als nutzlose Endlosdiskussionen, dann doch vielleicht für die Nachwelt.

Was aber will ein Autor eigentlich bezwecken? Ist er selbstverliebt und hört sich selbst am liebsten reden, respektive sieht sich selbst am liebsten schreiben? Ist er ein Theatraliker, der die Welt bloß unterhalten will? Ist es sein unbändiger Drang, ja seine regelrechte Sucht, seine vielen Gedankengänge sortieren und rauslassen zu müssen? Steckt vielleicht eine wohlgemeinte Absicht dahinter, seinen Mitmenschen seine Sicht der Dinge in Ruhe mitzuteilen, um zum Nachdenken anzuregen, Verständnis zu zeigen für alle Facetten, die das Leben zu bieten hat? Gut möglich, dass es eine Mischung aus allem ist.

Jedoch noch wichtiger als die eigene Gefühlswelt ist zum Schreiben die der anderen. Ist ja trotz theatralischem Selbstdarstellertum nicht so, dass der kleine spleenische Autor in seiner Schreibkammer, aber auch da draußen, nicht zahlreiche Gespräche mit seinen Mitmenschen führen und Stimmungen auffangen würde. Auch aus Kroatien. Nur verstehen die Kroaten einfach nicht, dass es uns Deutschen viel schlechter geht. Also grundsätzlich. Bitte lassen Sie uns das Leiden bis zur Selbstaufgabe, es ist alles, was wir haben. Nix Peka, nix Umarmungen, kein gar nix. Also bitte. Lassen Sie uns leiden. Und denken. Darüber, wie wir aus dem Tief wieder rauskommen. Wir brauchen da manchmal etwas. Aber Zeit ist ja da. En masse. Also samo polako.

Aus dieser gesamten Gedankenwelt, in der dem winzigen Autor ebenso wenig erspart bleibt wie den anderen, grübelt und philosophiert er über Themen von aktueller, aber auch zeitloser Relevanz. Aktuell scheint es so, dass niemand die Antwort weiß oder das Ende kennt. Und dennoch bleiben jedem von uns die Gedanken, die mehr Kraft haben, als sie jetzt vielleicht meinen. Halten Sie Augen und Ohren weiterhin offen, beobachten Sie genau und letztlich hören Sie auf Ihre tiefsten und ehrlichsten Gedanken, die Ihnen den richtigen Weg ans Ziel, zumindest aber durch diese Zeit zeigen. Hören Sie nicht auf, sich Ziele zu setzen. Seien Sie mutig. Was haben Sie noch zu verlieren? Nur sich selbst und das sollten Sie mit aller Kraft vermeiden!

In einer Reportage schrieb ich kürzlich, dass ich nicht mehr nach Kroatien zurück will. Ich hätte öffentlich den Mund gewiss nicht so voll genommen, wenn das nicht stimmen würde. Ja, es stimmt – ich will nicht mehr zurück. Nur noch unter einer einzigen Bedingung, die ich mit jeder Faser meines Körpers spüre. Und darauf fokussieren sich nun meine Gedanken. Auf mein persönliches Ziel in dieser aussichtslos wirkenden und beklemmenden Zeit. Die Gedanken sind frei und der Schlüssel zum Ziel. Ignorieren Sie sie nicht – folgen Sie Ihnen!