Ich weiß alles

Ich weiß alles, was ich wissen muss, um zu wissen, was ich will. Und ich weiß alles, was ich wissen muss, um zu wissen, was ich nicht mehr will. Es ist ganz einfach, liebe Leser, Auch Sie wissen vermutlich alles. Alles, was Sie wissen müssen. Das Wissen anzuwenden, ist die Kunst, nicht, es zu besitzen.

Selten hatte man im Leben wahrscheinlich so oft die Chance, über Sinn und Unsinn ausgiebig nachzudenken, wie in den vergangenen zwei Jahren. Und nicht selten kam man sich an bestimmten Punkten wahrscheinlich schon etwas wahnsinnig vor, ob der erschütternden Erkenntnisse, die solche Grübeleien so mit sich bringen können. Doch je erschütternder die Erkenntnis, desto klarer sind Sie vermutlich bei Verstand. So zumindest meine Erfahrung. Nur was bringt einem Klarheit, wenn um einen herum alles in Scherben liegt, mögen Sie sich fragen. Nun – Wissen. Darüber, ob sich das Zusammenkleben noch lohnt, ob es nur noch eines Besens bedarf oder man gleich mit entschlossenen Schritten über den klirrenden und knirschenden Haufen hinwegschreiten sollte.

Nach cholerischen Versuchen des Klebens und Richtens habe ich persönlich mich für letzteren Schritt entschieden, dem Besen dabei noch einen Tritt verpasst, waren die verletzenden Scherben die Mühe einfach nicht wert. Einst waren sie schön und glänzten verführerisch, dass es verzückte, statt blendete. Nach einer Weile im Schatten wird der Blick jedoch klarer. Von Schönheit keine Spur. So mache ich mich auf, mit eigenen Spuren, die sind, wie sie sind.

Es sticht und brennt unter meinen Sohlen, aber ich schreite hinfort. Hinein in eine Umgebung ohne Scherben, ohne Besen, ohne Kleber, Geräusche und Nichtwissen. Denn ich weiß alles. Alles, was ich wissen muss.

(Bildnachweis: Pexels)