Wie Sie bereits wissen, sind meine Auswanderungspläne geprägt von einer planlosen Flucht. Wobei, das Ziel steht, die Beschäftigung auch und der Antrieb läuft auf Turbo. Das macht es vielleicht etwas chaotisch, aber dafür umso ernsthafter. Gewillter könnte man sagen. Mehr als je zuvor.
Nun gut, eine feste Bleibe steht noch nicht in Aussicht, ebenso wenig wie ein Umzugsdatum. Damit es aber vorangeht, starte ich dennoch mit dem Aussortieren, als wäre die Wohnung hier schon gekündigt und der Umzugswagen bestellt. Ich muss jetzt Fortschritte sehen, um die hiesigen Baustellen zuversichtlich abwickeln zu können. Also eine Art Motivations-Therapie. Dass ich es schaffen kann. Genau das Richtige für diese unerträglichen Zustände hier.
Ich möchte Ballast abwerfen, so auch mit Möbeln und sonstigem Inventar, das ich künftig gerne etwas minimalistischer halten möchte. So starte ich mit Dingen wie überflüssiger, verstaubter Dekoartikel, aus den Schränken herausfallender Tupperware, Klamotten, die ich im Leben nicht mal mehr über die Füße gezogen bekomme und anderen Dingen, die die Wände der Räume immer näher erscheinen lassen. Einige Möbelstücke werde ich mit Freude auf den Sperrmüll werfen und Kindersachen, aus denen meine Jungs herausgewachsen sind, verschenken. Na klar könnte man das Geld gut gebrauchen jetzt, aber ich bin froh über jede Organisation, die ich aktuell weniger zu tätigen habe. Am liebsten würde ich komplett ohne Möbel los und eine möblierte Wohnung beziehen, aber schauen wir mal, was sich unterkunftsmäßig letztlich ergibt. Die Fühler sind ausgestreckt.
Ich glaube, einmal angefangen mit dem Ausmisten, wird mich die pure Freude packen. Echte Freiheitsfreude! Ja. Das wird nun mein erstes konkretes Umzugsprojekt: die Wohnung soweit vorzubereiten, dass es am Tage X quasi mit Sack und Pack losgehen kann. Möglichst unbeschwert und frei.
Und was die Sichtbarkeit meines Vorhabens angeht, so wissen die Familien und vereinzelte Freunde bereits Bescheid über meine Pläne, das Land für immer zu verlassen. Dass sie verstanden haben, dass es mir ernst ist, konnte ich an ihren Gesichtern oder Chat-Antworten sehen. Es tut mir nicht leid. Ganz ohne schlechtes Gewissen oder böse Absicht. Die letzten 18 Monate haben mir klargemacht, dass ich endlich auch auf mich schauen und mir keine Zeit mehr stehlen lassen werde. Mein Entschluss bedeutet keine Ausgrenzung, sondern die Chance auf die Wiedererlangung der Fähigkeit, meine Liebsten wieder mitnehmen zu können. Man muss für alles bei sich selbst anfangen.
Nachtrag: Zwei Kleidersäcke sind bereits im Altkleidercontainer und ich hätte Lust, die ganze Nacht weiterzumachen. Ich fühle mich gut!