„Ich werde hingerichtet, weil ich die Sprache der Ungläubigen spreche und anderen unterrichte. […]
Die Regierung ist machtlos und kann oder will uns überhaupt nicht helfen. Wir haben keine Kraft mehr und keine Möglichkeit mehr uns selbst zu helfen, jetzt sind unsere Augen auf die Deutschen gerichtet, die sind die einzigen, die uns nun helfen könnten, dass wir diesen Krieg überleben, wir alleine sind verloren. Wofür haben wir uns all die Jahre so für die Deutschen und die deutsche Sprache in unserem Land eingesetzt, wenn nun, wo wir in Lebensgefahr sind die Deutschen uns nicht retten?“
(Kabul, den 13. August 2021: Leyla Rahimi, 43 Jahre, Deutschlehrerin in Kabul)
Dies ist nur einer von stündlichen Hilferufen aus Afghanistan, die Zohra Soori-Nurzad vom deutschen Verein „Stitching for School and Life“ in diesen Tagen erreichen. Selbst als 9-jähriges Mädchen mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland geflohen, hält Zohra Soori-Nurzad regelmäßigen Kontakt zu ihrem Herkunftsland und gründete 2014 das Hilfsprojekt, um afghanischen Frauen und Waisenkindern zu Bildung und Leben zu verhelfen.
Aufgrund der dramatischen Lage in Afghanistan geht es aktuell vor allem um Leben, das es dringend zu retten gilt! Zohra Soori-Nurzad erhält stündlich verzweifelte Hilferufe von Frauen, deren Leben durch die Taliban akut bedroht ist. Gerade die Deutschlehrerinnen, die den Weg eines Germanistikstudiums – trotz großer Hürden und ständiger Bedrängnis – mutig und vehement verteidigt haben und gegangen sind, hoffen in diesen Stunden auf Hilfe aus Deutschland. Dem Land, für das sie sich jahrelang stark gemacht und Bundeswehrsoldaten sprachliche Unterstützung geboten haben.
Auch Leyluma Ahmadi, 44 Jahre, Deutschlehrerin in Kabul, schreibt am 13. August 2021 folgenden Hilferuf:
„Wie Sie sicher aus den Medien wissen, hat sich die politische Lage in Afghanistan extrem verschlechtert und der Krieg hat die Tore Kabuls erreicht. Und die Taliban haben in den von ihnen kontrollierten und jeden Tag neu eroberten Gebieten verschiedene Gräueltaten begangen und begonnen die Menschen, die Geschäfte mit den Ungläubigen gemacht haben oder, wie wir, deren Sprache gelehrt haben nach einander umzubringen. […] Die Mädchen werden entführt, zwangsverheiratet, verkauft und vergewaltigt. Mir bleibt der Atem weg, wenn meine Töchter sagen: ,Mutter, wenn die Taliban kommen und sie uns gewaltsam zwangsverheiraten, werden wir Selbstmord begehen.“
Die kompletten Geschichten der vier Deutschlehrerinnen, ihre dramatischen Hilferufe und Details über die Arbeit von „Stitching for School and Life e.V.“ sowie Unterstützungsmöglichkeiten können Sie der Webseite des Vereins entnehmen.
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