Gott allein

Was für ein Jahr, oder nicht!? Ich mag mich gar nicht beschweren darüber. Meines war gut. Mir ist nichts Schlimmes widerfahren und ich bin gesund. Noch dazu hatte ich wunderbare Begegnungen, tolle Momente und durfte wertvolle und besondere Freundschaften dazugewinnen. Ich bin sehr dankbar dafür!

Aber mich treiben auch tiefsitzende Sorgen um. Sie belasten mich so sehr, dass mir das Atmen oft schwer fällt. Abgesehen von ganz unterschiedlichen Ängsten um die engsten Angehörigen, sind es ebenso auch Sorgen um unser gesellschaftliches Miteinander, die mir die ein oder andere Nacht rauben. So viele Grüppchen, in die wir uns haben spalten lassen. Ob die da oben gegen uns hier unten, Links gegen Rechts, Coronagläubige gegen Coronaleugner, Wissenschaftler gegen Verschwörungstheoretiker, Vernünftige gegen Unvernünftige, Jung gegen Alt, Alternativ gegen Mainstream, Klimajünger gegen Klimaleugner, Regierungstreue gegen Regierungsgegner und so vieles mehr. Hauptsache, dagegen und jeder irgendwo, nur nicht bei sich selbst und weit entfernt von Gott, obwohl er doch so nah ist. Verlorene Seelen, könnte man meinen. Vielleicht auch einfach verzweifelte. Suchende. Und zwar alle miteinander. Die sich ein Miteinander in Liebe wünschen. Genau das ist zum Greifen nah.

Ich bin erschrocken darüber, dass selbst die Kirchen dieses böse Spiel der Spaltung mitspielen, wenn nicht sogar initiieren. Welche Kirche schaltet das Licht für jemanden aus und ruft sogar dazu auf, es ihr gleich zu tun? Meine jedenfalls nicht! In meiner Kirche ist jedes Schäflein willkommen, egal welcher Farbe, Ansicht, mit welchen Ängsten und auf welchen vermeintlichen Irrwegen auch immer. Wer das Gespräch zu Gott sucht, ist in seinem Hause willkommen. Gott weiß das. Die Kirchen mögen sich erinnern.

Die Art und Weise, wie wir in diesen Zeiten übereinander urteilen, verängstigt mich. Wir alle sind Kinder Gottes, niemand ist „mehr“, „die Vielen“ oder etwa besser. Wir alle sind eins, wertvoll und gleichermaßen in Gottes Hand. Nur Gott weiß, wer wir alle wirklich sind, welche Absichten der Einzelne hegt, wer gut und wer vom Weg abgekommen ist. Nur Gott wird über unser Tun richten, kein Politiker, kein Nachbar, keine Kirche. Nur Gott allein. Das sollten wir uns alle ins Gedächtnis rufen, wenn wir das nächste Mal über jemanden mit anderer Meinung urteilen. Gott weiß es besser. Gott allein. Er weiß um das Gute in uns. Um das verborgene Gute ebenso wie um das selbst ernannte. Wer ihm folgt, kann es spüren und herausfinden. Das Gute. Den richtigen Weg. „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“, lud uns Papst Johannes Paul II seinerzeit zum Glauben ein. Den Glauben an das Gute. In uns allen. Er wusste, warum. Jesus ist der Weg zum Herrn und somit zum Einklang mit sich selbst und der Welt. Einer Welt ohne Grüppchen, dafür mit Freunden, gemeinsam, vertrauend in Gott. Gott allein.

(Bildnachweis: Pexels)