In der Tat ein Killervirus

Einige Monate leben wir nun in einer Pandemie von (inter)nationaler Tragweite. Niemand, der nicht sehr tragische Verläufe von Covid-19, zumindest in der Presse, verfolgt hat. Eine Krankheit, die einen sehr schweren bis tödlichen Verlauf nehmen kann. Das ist schlimm und niemandem zu wünschen und selbst möchte natürlich ebenfalls jeder davon verschont bleiben. Ja, man weiß nicht, ob es einen selbst vielleicht ebenfalls hart treffen wird. Wie bei vielen Risiken, die das Leben so mit sich bringt. Das Leben ist eben eine todernste Angelegenheit. Zeitgleich stehen die Chancen für die allermeisten glücklicherweise sehr gut, eine eventuelle Erkrankung gut zu überstehen. Das sollte uns Hoffnung und Mut schenken. Was hingegen bislang völlig in den Hintergrund gerät und von der Mehrheit offensichtlich nicht ernst genommen wird, sind die zahlreichen Nebenwirkungen, die diese Pandemie aufgrund ihrer Eindämmungsmaßnahmen so mit sich bringt. Und jene betreffen weitaus mehr Menschen auf gefährliche Art und Weise als es dieses Virus anzurichten vermag.

Da ist das Kind, das nicht schlafen kann. Wieder einmal. Es hat keine Lust, in die Schule zu gehen, weil sie den ganzen Tag Masken tragen und zwei Meter Abstand beim Spielen halten müssen. Auch dürften sie nur Fangen spielen und kein Spielzeug mehr mit auf den Hof nehmen. „Wenn dann mal jemand an einem vorbei geht und man aber die Maske mal kurz abnehmen möchte, weil man keine Luft mehr kriegt, geht das dann natürlich nicht.“ Es meint, das Virus sei ja nur für die Älteren gefährlich und fragt, ob das bei jedem neuen Virus so gemacht würde. Nach Verneinung durch die Mutter die Nachfrage, „Warum dann bei diesem?“. Das Kind macht sich außerdem mit gebrochener Stimme und Tränen in den Augen Gedanken um Weihnachts- und Geburtstagsfeiern, die ja dann auch nicht stattfinden können. Es fragt die Mutter ständig, wann das alles vorbei ist.

Ein Kleinkind, das zu seiner Mutter sagt, „Mama, Du brauchst keine Maske, zieh das aus“.

So viele Kinder, die ihre Großeltern nicht mehr wie gewohnt knuddeln dürfen, weil diese ja dadurch sterben könnten. Das haben die Kinder bestens verinnerlicht.

Einschulungsfeiern ohne die ganze Familie. Dafür mit Abstand und Maske.

Der Mitte 80-jährige muntere Nachbar mit diversen Vorerkrankungen glaubt nicht an den vorgegebenen Schutz von Risikogruppen und stellt in dem Zusammenhang lachend die Frage, wen es denn interessiere, wenn er morgen eine Lungenentzündung bekäme. Ob durch eine Grippe oder Corona.

Die über 70-jährige nette Dame beim Einkaufen, mit COPD, trägt tapfer ihre Maske, um ihre Mitmenschen zu schützen. Mit Tränen in den Augen berichtet sie, dass sie seit Monaten keinen Besuch mehr bekommt und den ganzen Tag alleine verbringt und eigentlich keine Maske tragen müsste, es nur aus Rücksichtnahme auf die anderen macht. Trotz Angst um ihre eigene Gesundheit erinnern sie die hiesigen Zustände an die ehemalige DDR.

Eine Kassiererin, die mich über ihre Maske aus einem schweißgebadeten Gesicht mit verzweifeltem, genervtem und wütendem Blick anschaut, bis aus ihr herausplatzt, dass sie einfach nicht mehr kann, kaum noch Luft bekommt, Kopfschmerzen hat und völlig neben sich steht. Sie glaubt nicht, dass es bei derartigen Maßnahmen um die Gesundheit geht, sondern deutet an, etwas anderes zu vermuten. Sie traut der Regierung nicht, merkt zeitgleich an, dass man ja aufpassen müsse, wem man so etwas sagt.

Eine Uroma, die lieber ihre Urenkelchen weiterhin sehen und herzen möchte, da sie ohnehin nicht weiß, wieviel Zeit ihr dazu noch bleibt.

Eine ganze Schulklasse, die nicht mehr neben einem Jungen sitzen möchte, der im Unterricht kurz gehustet hat.

Etliche Menschen, die selbst in der Familie keine körperliche Nähe mehr zulassen. Die Angst haben, ins Krankenhaus zu gehen, die keine Facharzttermine bekommen oder im Altenheim sehnlichst auf ihre winkenden Angehörigen warten.

Ein kleines Kind im Park eines Altenheims, das ganz verunsichert ist und nicht weiß, wo es sich nun hinsetzen darf, um den Uropa nicht zu gefährden. Während seine Eltern wie angewurzelt stehenbleiben, den Sicherheitsabstand einhaltend.

Die vielen Menschen, die aufgrund bereits bestehender Erkrankungen nun noch mehr verängstigt sind als ohnehin schon. Aber auch gesunde Menschen, deren Immunsystem durch Panikattacken wegen starker Ängste jetzt geschwächt ist.

Der Selbstständige, der nicht weiß, ob und wie es nächsten Monat noch weitergeht.

Und auch die Menschen, die wütend auf sogenannte Maskenverweigerer sind, da sie dadurch eine höhere Ansteckungsgefahr mit einem tödlichen Virus befürchten.

Zerstrittene Familien, beendete Freundschaften, Angst und Traurigkeit, wohin man schaut.

Wo bleibt der Schutz für all diese Menschen? Sind deren Leben weniger wert als jene einer eventuellen Risikogruppe einer einzigen von zahlreichen existierenden Krankheiten? Es macht den Anschein. Und traurig und fassungslos! Ich erlaube mir, dazu eine liebe Mutter zu zitieren, deren Herz ob der Tatsache, was wir den Kindern hier antun, zerbricht: „Es ist nicht solidarisch, Gesunde krank zu machen und Kranke nicht gesünder.“ 

Schauen wir uns diese familiären und gesellschaftlichen Entwicklungen an, bleibt festzustellen, dass es sich hier in der Tat um ein echtes Killervirus handelt. Wenn wir auch nicht alle zwangsläufig den Corona-Erstickungstod sterben, so doch zumindest weitaus mehr als 10.000 Menschen den psychischen, wirtschaftlichen, selbst gewählten oder sonstigen alternativen. Den demokratischen Tod noch dazu. Aber so ist das, da müssen wir jetzt durch. In einer Pandemie muss man auch mal zurückstecken und nicht so egoistisch sein. Da wir aber ohnehin alle verenden werden, wäre das Geld für diese dämlichen und nutzlosen Stofflappen bis zu unserem Dahinscheiden besser in die Psychotherapie der seit Monaten sozial distanzierten und verängstigten Kinder, zur Hilfe für von Gewalt oder vom Hungertod bedrohte Kinder angelegt. Während Sie diesen Text gelesen haben, sind statistisch gesehen wieder 18 Kinder unter 5 Jahren an Hunger gestorben. Ihnen einen guten Appetit und bleiben Sie gesund.  

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