Das neuartige pandemische Virus SARS-CoV-2 beherrscht derzeit die Schlagzeilen und lässt die Welt im wahrsten Sinne des Wortes stillstehen. Allerorts greifen von Tag zu Tag immer mehr Maßnahmen, um sich gegen den unsichtbaren Feind zu wappnen. Die gemeinsame Strategie ist, ihn so lange wie möglich in Schach zu halten, um Zeit zu gewinnen. Zeit, um unsere Schwächsten zu schützen, Zeit, damit nicht alles auf einmal fällt, Zeit, ihn auszuspähen, um geeignete Waffen entwickeln zu können.
Dies klingt zu sehr nach Kriegsszenario? Leider ist es das auch, wie uns die erschütternden Berichte von Ärzten aus Italien bestätigen. Sind die Kapazitäten erst einmal erschöpft und geht die Munition aus, geht es um schnelle Entscheidungen, um ein rasches Abwägen von Helfen oder nicht. Survival of the fittest. Und das nicht nur an der Front. Nein, es trifft dann auch diejenigen, die sich bislang noch in Sicherheit wähnen, weil sie ohnehin nicht im Fokus des Feindes stehen. Keine Betten, keine Mediziner, keine Behandlung. Gilt auch für Nicht-Corona-Fälle.
Die Unsicherheit, so ist mit jedem Näherrücken des Feindes und jeder weiteren Abwehraufstellung zu spüren, schwingt jedenfalls bei jedem einzelnen von uns mit. Auch bei den Zynikern, denen bei jedem weiteren Gag allmählich das Lachen im Halse stecken bleibt, als auch bei jenen, die uns täglich erneut verzweifelt diverse Hygieneregeln um die Ohren werfen sowie bei den Politikern, die entweder noch sehr zögerlich handeln oder gleich in die Vollen gehen und selbst bei den medizinischen Fachleuten, die mitunter recht unterschiedliche Einschätzungen kommunizieren. Aber immerhin wird kommuniziert. Sachlich. Respektvoll. Verständnisvoll. Ebenso wie sämtliche Medien eine lücken- und schonungslose Aufklärung betreiben. Schlagartig wächst zusammen, was längst schon verloren geglaubt schien. Unsere Gesellschaft, die beim Thema Corona plötzlich nicht mehr in links und rechts, gut und böse, schwarz oder weiß denkt, sondern lediglich das gemeinsame Interesse zur Bekämpfung des Feindes sieht, der weder vor Herkunft, noch vor politischer oder religiöser Einstellung und im schlimmsten anzunehmenden Szenario auch vor dem Alter nicht Halt macht.
Nehmen wir die weltweiten „Coronaferien“ als Chance wahr, uns als Gesellschaft wieder in Einheit zu behaupten. Unterstützen wir uns gegenseitig, schließen wir uns zusammen und bauen uns gegenseitig auf. Sprechen wir uns Mut zu und bieten wir einander Hilfe. Und zwar unabhängig davon, ob dem Wut- oder dem Gutmenschen. Wir alle haben in Quarantäne Hunger, wir alle sorgen uns um nahestehende Menschen, wir alle brauchen jemanden, wenn wir uns einsam und ängstlich fühlen.
Ich bin überzeugt davon, das hat unsere Bundeskanzlerin auf der gestrigen Bundespressekonferenz gemeint, als sie sagte: „Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander schon auf eine Probe gestellt, von der ich mir wünsche, dass wir diese Probe auch bestehen.“
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