Haben Sie Kinder? Nein? Dann wissen Sie nicht, wie es sich anfühlt, jemanden mehr zu lieben als sein eigenes Leben. Sie können nicht annähernd begreifen, wie es ist, sein eigen Fleisch und Blut, das größte Wunder dieser Welt, vor Gefahren schützen zu wollen. Dies beginnt schon bei kleinen, banalsten Dingen des Alltags; sei es der Handwerkerlärm in der Nachbarswohnung, der den Kleinen den so notwendigen Mittagsschlaf rauben könnte, der Schokoriegel, der die zu beherzigende Ernährungspyramide ins Wanken bringen könnte, das doofe, unerzogene Kind auf dem Spielplatz, welches durch einen festen Schubs ihrem Kind innere Verletzungen zugefügt haben könnte, das Getätschel der älteren Dame an der Supermarktkasse, das ihrem Kind mindestens Pest und Cholera bringen könnte. Als Eltern, und noch schlimmer als Mutter, sehen Sie nur noch Gefahren. Ständig und überall. Sie werfen sich wie eine Löwin vor ihr Kind, sobald Sie auch nur den Hauch einer Gefahr wittern. Das verstehen Sie nicht, wenn Sie keine Kinder haben. Aber bedenken Sie es bitte. Vor allem bei der Diskussion um eine Masernimpfpflicht dieser Tage, sind es doch ausgerechnet oftmals die Kinderlosen, die sich am meisten über den Beschluss dieser freuen. Mit Gründen, ja. Die haben Eltern, die eine Impfung für ihr eigenes Kind nicht in Betracht ziehen, jedoch ebenfalls. Auch, wenn der Hauptgrund mitunter die Angst vor einer Impfung sein mag, so sollte gerade dieser ernstgenommen anstatt überheblich abgewertet werden. Sie haben ja keine Ahnung, wie sich der Gang zum Kinderarzt für eine anstehende Sieben(!)Fach-Impfung beispielsweise anfühlt, wenn Sie keine Mutter, kein Vater sind. Erst recht als Nicht-Mediziner kommt es allein auf das Vertrauen in die Ärzte an, dass das, was sie ihren Kindern da injizieren, mehr nutzt als schadet. Sie legen also ihr Kind, das Wertvollste in ihrem Leben, völlig hilflos in fremde Hände, unwissend, was den Kleinen da exakt verabreicht wird. Nein, Sie können einfach nicht wissen, wie man sich dabei als Eltern, die ihre Kinder doch vor allem Unheil bewahren wollen, fühlt. Beginnend bei dem „kleinen Pieks“, der für die winzigen Würmchen ganz furchtbar ist, die die Eltern dabei flehend und verzweifelt, mit dicken, kullernden Tränen anschauen, laut schreien und Rettung statt Mithilfe ersuchen bis hin zu den Stunden und Tagen danach, in denen man bloß darauf wartet und hofft, dass alles gut gegangen ist. Was aber, wenn nicht? Man möchte es sich nicht ausmalen. Und dennoch gehen die meisten Eltern hin und stehen diese Prozedur mit ihren Kindern gemeinsam durch, andere wiederum nicht, eben aus besagter Angst vor möglichen Folgen, ob Nebenwirkungen oder bleibenden Schäden. Hier empfiehlte sich Sensibilität anstatt Aggressivität. Aufklärung statt Auflage. Ja, die Entscheidungen, die man als Eltern treffen muss, sind oftmals nicht leicht, ebenso aber auch nicht leichtfertig, davon dürfen Sie ausgehen. Eltern wünschen sich bloß das Beste für ihre Kinder und müssen selbst abwägen, was das ist, vor allem, geht es um die körperliche Unversehrtheit. Und die könnte immerhin, sowohl durch als auch ohne das Impfen im höchsten Maße gefährdet sein.
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